Altersgerechtes Medium: Jugend bloggt.

Von den klassischen Medien fühlen sich Jugendliche häufig nicht angesprochen. Warum also nicht selbst eine Plattform kreieren, die junge Menschen da abholt, wo sie sind? Im Internet.

Im Rahmen der Vorbereitung der Jugendkonferenz entstand die Idee von zwei Schülerinnen, ein Medium ins Leben zu rufen, das Jugendlichen Raum für ihre Themen gibt und gleichzeitig die Möglichkeit schenkt, andere Jugendliche durch geeignete Formate mit eben diesen Themen zu erreichen. Denn, so die Aussage der beiden: „Für junge Erwachsene gäbe es kaum Medien, die in Sprache und Form ihren Interessen und Themen gerecht würden.“

 Unterstützung durch zwei Profis

Bei der Jugendkonferenz „Bergkamen for all – Jugend gestaltet Zukunft“ war bereits klar, dass eine Zeitschrift als Medium keine gute Wahl wäre, sondern stattdessen ein zeitgemäßer Blog entstehen sollte.

Während des Workshops unterstützten zwei Profis die Jugendlichen. Blogger Alexander Völkel, der unter anderem für den Nordstadt-Blog als Redakteur verantwortlich zeichnet, erklärte, worauf es bei einem Blog ankommt. Heino Baues, ehemaliger Redakteur einer Lokalzeitung und mittlerweile Betreiber des Blogs bergkamen-infoblog.de, brachte den Jugendlichen die wichtigsten Regeln journalistischen Schreibens näher.

Begeistert wurden Formate, Themen und die Gestaltung des Blogs diskutiert. Inhaltlich sollte der Blog Platz bieten, um über lokale oder internationale Nachrichten, allgemeine oder spezifische Interessen zu berichten sowie kritische Stellungnahmen zu verfassen. Zwei Grundregeln kristallisierten sich dabei für die Texte heraus: Die Artikel sollten auf Fakten basieren und niemals hasserfüllt sein. Jugend bloggt war geboren.

Der Start im Netz

Mit einer großen Portion Euphorie verließen die Teilnehmer:innen den Workshop und standen in den Startlöchern für den Blog. Doch dann kam Corona. Wie die Begeisterung der Jugendlichen über die schwierige Zeit der Pandemie retten, fragte sich das Bergkamen for all-Team. Die Antwort war die sofortige Umsetzung des Blogs. Schnell wurde eine Webseite erstellt, Ende April ging der Blog online und regelmäßige Redaktionssitzungen fanden statt.

Ein erstes großes Thema für den Blog ergab sich aus der Schließung der Tafeln in und um Bergkamen. Aufgrund von Corona mussten einige Tafeln geschlossen werden, da die ehrenamtlichen Beschäftigten oftmals Senior:innen waren und damit zur Risikogruppe gehörten. Im Recherchegespräch mit der Tafel Unna bot Redakteurin Mia an, mit Freund:innen die Lebensmittel auszuteilen. Gesagt, getan: Eine Woche später konnte die Tafel wieder geöffnet werden. Und die Erfolgsstory wurde direkt in einem der ersten Artikel des Blogs festgehalten.

„Wer schreibt, stirbt nicht.“

Neben Mia beteiligen sich weitere Jugendliche als Redakteure bei Jugend bloggt. Das Zitat „Wer schreibt, stirbt nicht“ des Philosophen Adorno liest man auf dem Blog in der Selbstbeschreibung von Saeed, der ebenfalls für Jugend bloggt schrieb. „Für einen Menschen, der keine Heimat mehr hat, wird das Schreiben ein Ort zum Leben“, erklärt der junge Geflüchtete dort weiter. Wer als Jugendlicher Adorno zitieren kann, der hat augenscheinlich Freude an Sprache und das merkt man den Texten der Jugendlichen an.

Neben journalistischen Artikeln bspw. über eine anstehende Bürgermeisterwahl, einem Reisebericht oder einem Plädoyer, wählen zu gehen, finden sich auf dem Blog auch sehr persönliche Texte. Einen intensiven Beitrag schreibt Catharina über eine komplizierte Beziehung, fast schon poetisch der Titel: Verloren im Während, gefangen im Danach.

Was auf die Ohren

Bei Texten als einziges Medium blieb es bei Jugend bloggt jedoch nicht. Als Elias sich dem Team anschloss und einen Podcast produzieren wollte, wurde kurzerhand das nötige technische Equipment besorgt und der Podcast Timeout ging an den Start. Elias befasste sich im Rahmen des Audioformats mit Themen wie systemischem Rassismus und der Wahl des Integrationsrats.

 Kreative Fortführung

Mittlerweile gibt es die Idee, das Format Jugend bloggt als Kreativpreis weiterzudenken, um so möglichst viele unterschiedliche Stimmen als Autor:innen zu gewinnen. Auch andere kreative Disziplinen wie Kunst, Theater und Tanz sollen dabei eine Plattform erhalten. So wird über den gemeinsamen Nenner der Kreativität eine Gemeinsamkeit geschaffen, die ihren Weg bestenfalls bis in den Alltag macht.

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