Bergkamen for all auf dem Weg in die Zukunft
Alles hat ein Ende, so auch das Projekt Bergkamen for all. Doch wie gelingt es, die Erkenntnisse, Projekte, Ideen und Ziele erfolgreich in die Zukunft zu übertragen? Wie lässt sich weiterhin aus dem Engagement vieler Ehren- und Hauptamtlicher schöpfen, um langfristig eine lebenswerte Gesellschaft für alle zu etablieren? Eine neue Organisationsform muss her.
Vor fast vier Jahren entschloss sich die Stadt Bergkamen, das Thema Integration von Bürger:innen mit Migrationshintergrund in Form eines Integrationsmanagements neu aufzustellen. Unterstützung gab es bei diesem Prozess vom Institut für soziale Innovation (ISI) in Düsseldorf und vom Land Nordrhein-Westfalen, dass die Anschubfinanzierung übernahm.
Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Konzepte spielte die sogenannte Steuerungsgruppe (das heutige Bergkamen for all-Team), die sich aus Vertreter:innen Bergkamens zusammensetzte, die Berührungspunkte zur Integration haben. Von Beginn an war klar, dass die finanzielle Förderung durch das Land und damit auch die Unterstützung durch das ISI endlich ist. Beides lief Ende November 2022 aus.
Damit der eingeschlagene Weg auch danach erfolgreich fortgesetzt werden kann, stellte die Stadt Bergkamen mit Hevidar Yildirim eine neue Integrationsmanagerin ein. Außerdem kam die Überlegung auf, eine Organisationsform zu finden, die das dreijährige Projekt in die Nachhaltigkeit führen kann, denn eins war klar: Bergkamen for all soll nicht enden, sondern sich weiterentwickeln und größer werden. Und zwar als Verein.
Engagement in Vereinsform
Der Verein Bergkamen for all wurde in der Zusammenkunft des Bergkamen for all-Teams am 12. September diesen Jahres offiziell gegründet und mit Seyit Hecker, Nuran Ilhan und Gökhan Kabaca ein erster Vorstand gewählt.
Als vorrangige Ziele des Vereins wurde festgelegt, dass die Gründung des Vereins der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements sowie der vielfältigen Haltung in Bergkamen und über die Stadtgrenzen hinaus dient. Außerdem soll der Verein in diesem Zusammenhang als Netzwerk fungieren, der die Möglichkeit für Interessierte eröffnet, gemeinsame Projekte zu organisieren und umzusetzen.
Durch die Anerkennung als „gemeinnützig“ hat der Verein nun auch die Möglichkeit, Spender:innen eine Bescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt auszustellen und Fördergelder etwa von Stiftungen zu erhalten oder Fördergelder bei Ministerien, Stiftungen, Banken und Unternehmen zu beantragen.
Ehrenamt früher und heute
Gesamtgesellschaftlich befindet sich das Ehrenamt im Wandel und durchlebt dabei die gleichen Veränderungsprozesse, die unsere Gesellschaft als Ganzes erfährt. Während sich in den älteren Generationen Engagement in langjährigen Mitgliedschaften und sozialen Bindungen niederschlug, verstehen sich die jüngeren Generationen eher als ehrenamtliche Projektarbeiter:innen. Darüber hinaus treten weitere Akteure in den Kosmos des Ehrenamts ein – neben Kommunen sind dies bspw. Wohlfahrtsverbände und Unternehmen.
Im Rahmen der Verstetigung von Projekten wie Bergkamen for all bedarf es für eine institutionell-geschäftsfähige und förderfähige Struktur daher das „Beste aus beiden Welten“, auch um ein generationenübergreifendes Angebot für alle Engagementwilligen zu bieten.
Von Erfolgen und Niederlagen
Denkt man an den ersten Austausch zurück, bei dem der Gedanke aufkam, ob das Projekt nicht langfristig in einem Verein überführt werden kann, sind es Erinnerungen von glitzernden Augen und der Freude, was für eine schöne Idee das wäre. Denkt man hingegen an die ersten Bergkamen for all-Treffen zurück – auch mit der Frage: Wer will einen Verein? – ist es wahrscheinlich eher die Erinnerung der Ablehnung.
Nun stellen Sie sich als Leser:in sicherlich die Frage, wie diese doch sehr unterschiedlichen Erinnerungen möglich sind und wie das zum aktuellen Ergebnis passt. Hierzu ein paar Hintergründe:
Das Bergkamen for all-Team fand die Idee eines Vereins durchaus charmant, konnte sich jedoch nicht genau vorstellen, warum es den Verein braucht und wer diesen mit Leben füllt. Da zudem bisherige Treffen auch ohne Vereinsstruktur hervorragend funktioniert haben, wurde die Notwendigkeit nicht gesehen. Und doch haben wir ihn jetzt.
Denn es wurde im Prozess sichtbar, warum wir den Verein trotz erster, verhaltener Stimmung brauchen: Um das Wissen über Bergkamen for all in die Welt zu tragen, andere finanzielle Zugänge und Möglichkeiten zu haben und auch ein Mitgestalten aller zu ermöglichen. Und hier wendetet sich wieder das Blatt hin zu den glitzernden Augen: Nachdem der Mehrwert und die Notwendigkeit erkannt wurde, war auch die Bereitschaft wieder da, den Verein zu gründen mitzutragen und ihn wirklich entstehen zu lassen. Somit dient er nun als Dach von Bergkamen for all, eröffnet neue Chancen und Personen, die bereits im Prozess eingebunden waren, einen neuen Zugang zum Team.
Im Moment zählen nur noch unser Glück und unsere Freude über den Verein und dennoch ist es wichtig auch sichtbar zu machen, dass der Weg nicht die ganze Zeit „ein Hoch“, sondern durchaus von kritischem Hinterfragen geprägt war. Wichtig ist es, genau das nicht zu vergessen und auch die Umwege zu gehen, an guten Ideen manchmal auch ein wenig länger festzuhalten, das Feedback aufzunehmen und sie von Neuem anzugehen.
- Dann ist der Erfolg möglich.
- Dann wird aus dem Tief ein Hoch.
- Dann wird aus der Niederlage ein Erfolg.
- Impulse für eine bunte Gesellschaft
Mittlerweile ist er nun da. Der Bergkamen for all e.V. ist als Netzwerk und ideelle Infrastruktur errichtet worden, um das Ehrenamt und die Vielfalt in Bergkamen zu fördern. Insbesondere durch Wertschätzungs- und Anerkennungskultur, Netzwerktreffen sowie das Werben für das ehrenamtliche Engagement in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit kann der Verein Bergkamen for all e.V. der Ehrenamtslandschaft und der Gesellschaft in Bergkamen vielfältige Impulse verleihen.