Der interreligiöse
Arbeitskreis Bergkamen
Der interreligiöse Arbeitskreis in Bergkamen entstand vor ca. 10 Jahren aus der Einsicht heraus, dass die Religionsgemeinschaften ein wichtiger Faktor auf dem Weg zu einem guten Miteinander der Menschen in unserer Stadt sein können.
Aus dieser Einsicht heraus, fanden sich Vertreter:innen der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Bergkamen, der Moscheegemeinden, der alevitischen Gemeinde und der neuapostolischen Gemeinden in Bergkamen 2012 und der jüdischen Gemeinde „haKochaw“ aus Unna zusammen. Eine wesentliche Rolle spielte damals (und spielt heute immer noch) die Stadt Bergkamen: Mit der Integrationsmanagerin war und ist eine quasi „neutrale“ Instanz vorhanden, die für die Geschäftsführung des interreligiösen Arbeitskreises zuständig ist, und für Kontinuität sorgt – und gleichzeitig einen kurzen Draht zu den unterschiedlichen Ansprechpartner:innen in der Stadtverwaltung hat. Dies hat sich immer wieder als hilfreich erwiesen. Für viele Jahre war dieses Bindeglied zwischen den Religionsgemeinschaften und der Stadt Bergkamen Juditha Siebert. Danach übernahm Christian Scharwey diese Aufgabe kommissarisch. Seit ca. zwei Jahren hat nun Hevidar Yildirim diese Aufgabe übernommen.
Schnell bestand Einigkeit darüber, dass es vorrangig darum gehen muss, sich zunächst einmal näher kennenzulernen und Begegnungsmöglichkeiten zwischen den Menschen der unterschiedlichen Religionsgemeinschaften zu schaffen, die jeweiligen Gemeinderäume, Bräuche und Riten kennenzulernen. So wurden in den folgenden Jahren diverse Aktionen mit diesem Ziel geplant und durchgeführt:
Anfang 2013 gab es die 1. Interreligiöse Stadtrundfahrt mit Bussen zu vier Orten religiösen Lebens – das rege Interesse vieler Menschen aus allen Religions-gemeinschaften war überraschend und ermutigend zugleich.
Aufgrund der positiven Resonanz fand im Februar 2014 eine 2. Interreligiöse Stadtrundfahrt zu vier weiteren Orten religiösen Lebens in Bergkamen statt.
Als bisheriger Höhepunkt des interreligiösen Miteinanders fand im September 2014 auch das 1. Bergkamener Glaubensfest auf dem Marktplatz statt. In unterschiedlichen Buden gab es Informationen und kulinarische Köstlichkeiten aller Bergkamener Religionsgemeinschaften, auf einer Bühne gab es zusätzlich ein musikalisches Begleitprogramm. Als Zeichen für das gute Miteinander und als Selbstverpflichtung dieses Miteinander der Religionen weiter zu pflegen haben Vertreter:innen des interreligiösen Arbeitskreises in diesem Jahr einen Baum im Jubiläumswald der Stadt Bergkamen gepflanzt.
2015 gab es eine Veranstaltungsreihe in den Räumlichkeiten der VHS mit drei Abenden zum Bilderverbot in den drei abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam.
2016 schloss sich ein Veranstaltungstag zur Rolle und Bedeutung von Abraham in den Religionen an.
2018 gab es einen gemeinsamen Filmabend mit der Komödie „Almanya“. Die anlässlich der Beendigung des Kohleabbaus im Ruhrgebiet geplante interreligiöse Rundfahrt auf der Schnittstelle zwischen Bergbau und Religion in Bergkamen musste aufgrund fehlenden Interesses leider abgesagt werden.
2019 fand wieder ein Aktionstag in der Volkshochschule statt: Unter der Überschrift „Verliebt, verlobt, verschieden“ stellten die Religionen unterschiedliche Hochzeitsrituale und – bräuche vor.
Für 2020 war ein interreligiöses Projekt für Jugendliche zum Thema „Schöpfungsverantwortung“ geplant – wie vieles andere fiel auch diese Aktion der Corona-Pandemie zum Opfer.
In der Corona-Zeit ruhte auch die Arbeit des interreligiösen Arbeitskreises weitgehend. Allerdings gab es die vielbeachtete Aktion „Wir häkeln ein TIPI“. In Zusammenarbeit mit der Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck, den unterschiedlichen Religionsgemeinschaften und gefördert durch die Stadt Bergkamen wurden viele kleine Quadrate gehäkelt oder gestrickt, die schließlich zu einem Tipi-Zelt zusammengesetzt wurden – und für das Miteinander der Menschen und auch der Religionen in Bergkamen stehen. Als Zeichen für dieses miteinander soll das Tipi künftig auch zu unterschiedlichen Anlässen und an unterschiedlichen Orten in Bergkamen zu sehen sein.
Nach dem Abklingen der Pandemie fand 2022 ein Neustart statt: In den Räumlichkeiten der Mensa der Gesamtschule fand im Frühjahr erstmals ein gemeinsames Fastenbrechen während des Fastenmonats Ramadan statt. Im August begaben sich die Mitglieder des interreligiösen Arbeitskreises zu einem Ausflug nach Bad Lippspringe, wo auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau der „Garten der Religionen“ besichtigt wurde.
In der Zukunft hofft der interreligiöse Arbeitskreis eine Reihe neuer Aktionen und Veranstaltungen realisieren zu können. Er sieht sich dabei durchaus vor Herausforderungen gestellt:
Wie kann sich der interreligiöse Arbeitskreis angesichts seiner vergleichsweise kleinen Zahl an aktiven Mitgliedern an den vielfältigen Veranstaltungen in der Stadt beteiligen (z.B. der interkulturellen Woche) und zugleich noch eigene Akzente setzen?
Wünschenswert wäre auch die Beteiligung weiterer Religionsgemeinschaften oder Gemeinden, um das ganze Spektrum religiösen Lebens in Bergkamen abzubilden.
Gerade in Zeiten, wo in Europa wieder Krieg ausgebrochen ist, könnte es Aufgabe des interreligiösen Arbeitskreises sein, sich kritisch mit dem allen Religionen innewohnenden Potential zu Gewalt und Krieg auseinanderzusetzen. Um dann gemeinsam die andere Seite wahrzunehmen und zu fördern, die alle Religionen nicht weniger in sich tragen: Die Fähigkeit zum Frieden und einem guten, friedlichen Miteinander. Um ein solches Miteinander in unserer Stadt Bergkamen weiter voranzubringen, möchte der interreligiöse Arbeitskreis auch künftig seienn Anteil beitragen.