Siegerfoto auf griechischem Grund; Sonnenuntergang am Strand von Igoumenitsa
Dortmund, Abfahrt 5:37 Uhr. Meine Eltern diskutieren mal wieder, ich verdrehe die Augen und hoffe, dass ich nichts vergesse. Kofferraum zu, ich auf den Rücksitz. Papa rast, damit wir nicht zu spät kommen, dadurch werde ich nervös, dass wir vielleicht zu spät kommen. Wir sind 20 Minuten zu früh, Mama hilft mir die Koffer die Treppe raufzutragen und meckert über Papa. Ich versuche zu schlichten, alles wie immer also. Stelle mir mal wieder die Frage, wie es für sie ohne mich wird. Wir stehen am Bahnsteig und ich friere. Der Zug kommt, ich rein, Koffer rein, Papa drücken, er wieder raus, ich will hinterher um Mama zu verabschieden, Tür geht vor mir zu, ein schnelles Händeschütteln muss reichen; Abfahrt 6:41 Uhr. HaushaushausBaumStraßeWaldWaldWald ich sitze und gucke. Mal nach draußen, mal meine Reflexion. Warten auf Bahnhof Köln. Lange. Köln kommt, ich suche Helena. Sie winkt mir, verfrachtet sich inklusive Sachen in meinen Waggon, Verabschiedung, Winken, Abfahrt, Kennenlernen. Falsches Wort. Reden als würden wir uns kennen, aber ohne viel über die andere zu wissen. Sie erzählt mir von ihrem Riesenauftritt in How To Sell Drugs Online Fast und dem versteckten Joint in ihrem Zimmer, ich weiß nicht mehr was ich sage. Wir reden viel, essen und gucken. WaldwaldBaumHaushaushausBergSchluchtTalAbhangZaunzaunzaunStrommasten-Feldfeldfeld, wir spielen Blackstories. Ich weiß die meisten Antworten noch aus vorherigen Spielen, sie bekommt Kopfschmerzen vom Lesen während der Fahrt. Ankunft München. Aufregung, Sachen packen, Koffer holen, versuchen beim Aussteigen nicht die Treppe runterzufallen, orientierungslos, erleichtert, gehen Richtung Bahnhof. Hinter uns schnelle Schritte, ich drehe mich um, Marie-Lu läuft auf uns zu im langen Detektivmantel, wir stoppen, reden kurz, sie dreht um und holt Meret. Laufen zu viert zum Bahnhof. Kennenlernen. Falsches Wort. Reden als würden wir uns kennen, ohne viel über die anderen zu wissen. Meret ist erstaunlich groß, sie hat eine Gitarre und sonst kaum Gepäck dabei. Marie-Lu ist zum Glück normal und schleppt sich genauso ab wie Helena und ich. Gehen zu unserem Gleis, schon erschöpft vom ganzen Sachen tragen. Meret und ich vorne, Marie-Lu und Helena hinten. Wir checken, ob der Zug von dem Gleis aus fährt; er fährt überhaupt nicht. Wir drehen um und fragen an der Information. Alternative: sechs Mal Umsteigen über Österreich und Italien, 3 Stunden zu spät für unseren Anschlusszug. Suchen Alternativen, schätzen die Abenteuerlust der anderen ein, uns wird von der Reise abgeraten. Entscheiden uns trotzdem dafür, brauchen einen Drucker für die italienischen Tickets. Meret und Marie-Lu müssen sich mansplainen lassen, ich kriege fast einen Anfall und muss an meinen alten Hausarzt denken. Die Geschichte ist auch schnell erzählt, wir echauffieren uns. Wenigstens hat alles geklappt, auf zum Gleis. Knackpunkt: 5 Minuten Umsteigezeit in Innsbruck. Egal, erstmal nach Salzburg. Zwei Stunden Fahrt, redenWerbinichRedenEssenessenGuckenWowhabeichlangekeinebergemehrgesehenReden. 10 Minuten Umsteigezeit, auch kein Klacks, aber machbar. Vor allem, wenn man sich nach kurzem Schreck durch die Kontrollen an der Schlange vorbei schmuggeln kann, weil man nur auf Durchreise ist. Zwei Stunden Fahrt, redenSpielenPlanfürsumsteigenausheckenRedenBergebergeTälerSchluchten. Wir unterhalten das ganze Abteil, uns wird Glück gewünscht. Meret ist nach dem Abi durch Südostasien gebackpacked, Marie-Lus Vater ist Biolehrer und sie hat für mehrere Monate in Frankreich gelebt. Fast schon angekommen, wir gehen in Position. Meret ganz vorne im Zug, Marie-Lu und Helena in der Mitte, ich hinten. Der Zug hält Meret sprintet zum nächsten, ich wuchte Koffer raus und marschiere zum Fahrstuhl. Haue auf den Knopf, immer wieder bis er da ist. Rein, runter, raus, weiter zum Gleis, haue auf den Knopf bis der Fahrstuhl da ist, rein, rauf, raus, S-Bahn wartet. Meret winkt, wir haben noch Zeit, der Fahrer weiß Bescheid und wartet. Erleichterung, Lachen. Marie-Lu und Helena sollten schon längst hier sein, sind sie aber nicht. Warten, Hoffen, der Fahrstuhl bewegt sich, wir sehen ihre Rucksäcke als erstes. Rein in die Bahn, Plätze suchen, irgendwie unser Gepäck durch die engen Gänge wuchten, die Leute schauen amüsiert. Wir haben gute Laune. Abfahrt, alles wie immer. Ankunft Brenner, kleiner Bahnhof, Schnee, ich vermisse die spektakuläre Aussicht die mir versprochen wurde. Eine Stunde Wartezeit, Toilette, kalte Steinbänke, großes Gepäcklager, noch größeres Picknick. Kalt, frieren, Blackstories, Ichpackemeinenkoffertanz – der Zug kommt. Rein, fast das komplette Abteil für uns, draußen dunkel, innen viel zu hell. EssenSpielenRedenredenLachenlachenlachenlachenWizard, spontan AirBnB buchen, um nicht auf dem Bahnhof übernachten zu müssen, warum sind wir da nicht früher draufgekommen? Gebucht, Erleichterung, Lachen. Ankunft Verona 22:58 Uhr, raus mit dem Gepäck, Siegerfoto vor dem Bahnhof. Kurzer Spaziergang zum Apartment, fühlt sich an wie militärischer Gewaltmarsch. Verlassenes Verona, Straßenlaternen, leere Straßen, umspringende Ampeln die niemanden interessieren. Erreichen Wohnhaus, Meret und ich vorneweg, Marie-Lu und Helena hinterher. Warten am Zaun, wie kommen wir rein? Durch try and error knacken wir das Schloss, Erleichterung, wir können alles schaffen. Rein, ab in den Fahrstuhl, natürlich nur zu zweit mit dem Gepäck, orange und braun. Oben wieder raus, auf Schlüssel warten, solange den Flur erkunden. Rein in die Wohnung, orientieren, Nudeln kochen, Pasta, essen auf dem Balkon. Verlassenes Verona, leere Tankstelle, flackernde Straßenlaterne, 1 Uhr morgens, Vogel zwitschert. Fertig machen, Wecker stellen, Schlafen. Wecker klingelt, drei Stunden Schlaf ist zu wenig. Trotzdem los, einpacken, Fahrstuhl, Militärmarsch, Zug. Hinlegen und Schlafen. Sonnenaufgang, betrunkener Junge, Unwohlsein, Ankunft Bologna. Wohin mit dem Gepäck? Suchesuchesuche, keine Lösung. Raus auf den Bahnhofsplatz, Lager aufbauen. Essen kaufen, Mutjoghurt, Desinfektionsmittelbrand, Pizza suchen – erfolglos. Unser Straßenauftritt: jonglieren, Gitarre spielen, singen; niemand freut sich. Wir haben Spaß. Fast 10 Uhr, alle wieder rein, nächster Zug. Ländliches Italien, WeinweinweinSpielenGuckenFotos. Ankunft Ancona. Busticket suchen, auf zur Fähre. Wohin? Verwirrung, mal schauen was passiert. Rein in den Bus, vielleicht hätte eine einzige Hose doch für 6 Monate gereicht? Hauptsache weniger Gepäck. Raus, Aufteilen: wo checken wir ein? Hafen für Autos ausgelegt, Verwirrung, Sonne. Mit dem Hafenshuttle bis ganz ans andere Ende, Check-In, Meret und ich können nicht für Marie-Lu und Helena einchecken. Blick auf die Uhr, Zeit knapp, ab in den Shuttle, zurück, die beiden informieren, Gepäck abgeben, warum kommt kein Shuttle mehr? Trampen klappt nicht; der Shuttle kommt. Die beiden rein, Meret und ich suchen Pizza. Laufenlaufenlaufen, Sonne, blauer Himmel, alles geschlossen. Kleiner Laden, Verständigung durch Zeichensprache, warten auf 6 Pizzen, Trinkgeld, extra-Brot mit Rosmarin, zurück zu den anderen. Pizza-Party auf den Straßen Anconas. Liegen, Essen, Reden, Erleichterung. Wir haben es bis zur Fähre geschafft. Fast 16 Uhr, auf zum Schiff. Gepäck schleppen, Rückenmuskeln ungefähr so verkrampft wie ich, wenn Leute für mich Happy Birthday singen. Kontrolle, sogar die Frau muss lachen, als sie die Pizza und unseren Joghurt sieht. Marsch durch den Hafen, vorbei an den Autoschlangen – nicht wenige verwunderte Blicke. Warten vor dem Schiff, Siegerfoto, Boarding. Rolltreppe rauf, einchecken, Upgrade, Verwirrung, Downgrade, Niederlage, ciaokakao. AirSeats oder sehr schmaler Kinosaal ohne Leinwand? Niemand weiß es. Abfahrtabfahrtabfahrt, doch nicht. Essen, Trinken, Helena zieht immer neue Wunder aus ihrer Essenstasche. Erkunden des Schiffs, Schattenspiel, Sonnenuntergang, immer noch im Hafen. Müde, zurück zum Kinosaal, Umziehen, Waschen, Massagekarussel – Slumberparty. Verwirrung der anderen, egal. Wecker für Sonnenaufgang stellen, auf dem Boden ausbreiten, Schlafen. Rattern, rumpeln, wackeln, Lärm, Licht, kalt – hab schon bessere Nächte gehabt. Wecker, aufstehen, Sonne schon längst aufgegangen. Frühstück ganz oben an Deck, vorbei an Albanien, karg, Ichpackemeinenkoffertanz. Spiele, Musik, Sorge: wir sind zu spät. Tatsächlich, Fähre drei Stunden zu spät, Improvisierenimprovisierenimprovisieren. Igoumenitsa. Runter vom Schiff, Corona-Test, erster Fuß auf griechischem Boden. Freude hält sich in Grenzen, haben den einzigen Bus nach Athen verpasst. Alternativen suchen. Sonntag, nächster Tag Feiertag, Corona: keine guten Aussichten. Trampen erfolglos, Taxi zu teuer, Autoverleihe geschlossen, alles Fehlanzeige trotz hilfsbereiter Menschen am Hafen. Lager vor Hafen aufgebaut, Meret und ich warten, Helena und Marie-Lu erkunden. Essen, Blumen pflücken, warten. Sie kommen wieder, erfolglos. Nicht ganz, wir haben wieder mehr Essen. Draußen schlafen, AirBnb buchen, Gepäck. Auf zum Terminal zum Gepäck abgeben, Schließfächer kaputt, verschlucken zwei Euro. Am Terminal schlafen? AirBnB gebucht, Taxi dahin. Seid ihr die, die nach Athen wollen? Lokalberühmtheiten. Ankunft, raus aus dem Taxi, rein ins Hotel, ab auf die Zimmer. Wieder raus, Erkunden. Barfuß, Straßenhunde, Obstbäume, hügelig, Strand, Kirche, Sonnenuntergang, zurück, griechischer Salat, Reste des Mutjoghurts. Balkon, Reisupdate, Spaßspaßspaß, Musik. Umziehen, massieren, schlafen. Aufstehen, Frühstück, bezahlen, ab zum Hafen, Bustickets kaufen, Essen kaufen, in den Bus – Verwirrung. Dürfen unser Essen nicht mitnehmen. Trotzdem rein, Abfahrt, schlafenKnobelnRedenMusik – Kontrolle. Dokumente vorzeigen, niemand weiß etwas mit uns anzufangen, wir kommen durch. FahrenfahrenfahrenBergebergebergeKleinestraßenDörferHäuser KargkargkargSchafeStadtstadtstadt Athen. Angekommen. Wohin? Egal. Erst mal essen. Kurzschließen mit den anderen. Laufen – doch nicht. S-Bahn – doch nicht. Taxi. Warten. Gepäck drückt. Rein, brettern, raus, Willkommensgruß. U-Bahn, Abfahrt, Abschied Helena. Weiterfahren, sie fehlt. Raus, hoch, weiter. Warten. Überfordert, andere Menschen, wie interagiert man? Raus aus der U-Bahn, Dank an die anderen, Marsch zum Apartment. 7. Stock. Fahrstuhl, klein. Ich rein mit Koffern, hochhochoch, Tür auf, Koffer raus, ich raus. Vincent da, hilft. Wer ist Vincent? Keine Ahnung. Tür auf zur Wohnung, Koffer rein, die anderen beiden sind auch da. Hallo, Wohnungsbesichtigung. Ich begutachte die Couch, für eine Woche mein Zuhause. Besser als der Boden. Gepäck endlich in die Ecke, Nudeln kochen, Pasta, reden, Wizard. Schlaf.
Die Reise war unter anderem möglich durch die Hilfe der traivelling-Agentur, einer kleinen Reiseagentur aus Österreich, die von einem Studenten mithilfe seines Vaters gegründet und geführt wird und preiswerte Zug – und Fährreisen vor allem in Europa und Asien anbietet. Das Ziel dabei ist neben dem Klimaschutz auch das Reisen an sich wieder mehr wertzuschätzen und viel zu erleben, wie es bei uns zweifellos auch der Fall war.
Website: https://www.traivelling.com
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