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Die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen sind vorbei, die politischen Plätze sind besetzt und die Würdenträger gewählt. Viele Erstwähler, unter anderem ich, durften das erste Mal ihre Stimme abgeben – für den Großteil der Bevölkerung war es aber schon reine Routine. Die Wahlbescheinigung bekommen, ab und an mal schauen, was die Kandidat*innen so treiben, der Weg zum Wahllokal und das Einschmeißen der Zettel in die Urne, alles schon ein altbekanntes Spiel. Trotzdem betrug die Wahlbeteiligung in Bergkamen nur 44% (Q1). In den USA wird ein neuer Präsident gewählt, eine Wahl die das Land spaltet und die gespannt von der ganzen Welt beobachtet wird und trotzdem haben nur 66,04% (Q2) der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Obwohl bei der polarisierenden Wahl der Kurs des Landes für die nächsten vier Jahre bestimmt wird, ist mehr als jede*r Dritte zuhause geblieben und hat seine/ihre Stimme nicht genutzt. Im Vergleich zu den letzten Jahren ist die Wahlbeteiligung sogar noch gestiegen, was zwar gut klingt, aber gleichzeitig auch zeigt, dass bei den vorangegangenen Wahlen noch weniger Menschen gewählt haben.
Wenn man die Politik betrachtet, kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass die Akteure zwar wechseln, der Kurs der Politik aber gleich bleibt. Viele Menschen haben das Gefühl, dass sich nichts ändert und fühlen sich nicht repräsentiert, die Politik ist ihrem Gefühl nach keine Größe die einen Einfluss auf ihren Alltag hat.
Warum aber ist es wichtig, dass wir unsere Stimme nutzen und wählen gehen, ob es nun die Kommunalwahlen sind oder die nächste Kanzlerwahl?
In Deutschland haben wir das große Glück, in einer Demokratie zu leben. Wir haben die Möglichkeit unsere politischen Vertreter selber zu wählen, zu stellen und selbst aktiv mitzuwirken. Dadurch können wir unsere Zukunft und unsere Gesellschaft beeinflussen und die Dinge, die uns am Herzen liegen, in den Mittelpunkt rücken. Das sollten wir allerdings nicht als gegeben betrachten.
Indem wir uns aktiv an der Politik beteiligen und wählen gehen, tragen wir dazu bei unsere Demokratie und die damit verbundenen Freiheiten zu erhalten. Wer nicht wählt und sich nicht engagiert überlässt das Denken anderen und lässt sie die eigene Zukunft bestimmen. Wer nicht wählt, hat im Grunde auch kein Recht darauf, die kommende Politik zu verurteilen, da man selber keinerlei Anstrengungen unternommen hat, um die eigenen Interessen und Anliegen in Form von einer Partei, die selbige unterstützt an die Spitze zu bringen. Fakt ist, jede Stimme zählt. Gerade bei der US-Wahl konnte man sehen, wie in einigen Bundesstaaten und auch das Endergebnis so knapp war, dass eine kleine Anzahl an Wählern einen anderen Präsidenten hätte bedeuten können.
Auch Nichtwählen aus Protest, also dem Wahllokal fernbleiben und die eigene Stimme verfallen lassen, funktioniert nicht. Politik kann zwar über weite Strecken sehr frustrierend sein, wenn sie sich scheinbar nur im Kreis dreht und keine Entscheidungen zu fällen scheint, aber durch Nichtwählen fällt deine Stimme einfach unter den Tisch statt einer Partei einen Denkzettel zu verpassen. Wenn eine Partei dich ärgert kannst du das beim Wählen gut ausdrücken, indem du eine andere Partei vorziehst und ihr deine Stimme gibst. Damit verliert die erste Partei an Rückhalt in der Bevölkerung und merkt, dass sie falsche Entscheidungen getroffen und verkehrte Inhalte für wichtige Befunden hat. Indem du der anderen Partei deine Stimme gibst zeigst du, auf welche Inhalte du Wert legst. Falls du mit keiner Partei zufrieden bist, ist die beste Möglichkeit deinen Frust auszudrücken, den Wahlzettel ungültig abzugeben. Eine große Menge an ungültigen Wahlzetteln zeigt den Parteien und Kandidat*innen, dass sie es scheinbar nicht schaffen, die breite Bevölkerung zu repräsentieren.
Durch Wahlen und Wählen gehen tragen wir unseren Teil dazu bei, die Demokratie zu schützen und unsere Zukunft nach unseren Vorstellungen zu formen. Lassen wir dieses Recht verfallen, überlassen wir unsere Zukunft den Vorstellungen Anderer. Und seien wir mal ehrlich: ein großer Aufwand ist das Wählen für niemanden. Die Wahllokale sind meist direkt vor der Haustür und bei Bedarf kann man auch ganz bequem per Briefwahl abstimmen ohne überhaupt das Haus verlassen zu müssen. So einfach kann das Formen der eigenen Zukunft sein!
Q1: https://de.statista.com/infografik/23381/wahlbeteiligung-bei-praesidentschaftswahlen-in-den-usa/
Q2: https://wahlen.kreis-unna.de/Kommunalwahl2020/05978004/html5/Buergermeisterwahl_NRW_15_