Verloren im Während, Gefangen im Danach

von | Sep. 14, 2021 | Allgemein | 0 Kommentare

Ich starre auf das Zeitungspapier; wünsche mir, dass es in Flammen aufgeht, je länger und intensiver ich es anstarre. 

Dein verdammtes Gesicht auf dem verdammten Blatt. Das Grau der Lokalzeitung steht dir nicht. Stand dir noch nie. 

Es ist idiotisch, dass wir am Ende doch wieder hier sind — du auf diesem verdammten grauen, dir nicht schmeichelnden Hintergrund und ich in eine Ecke gedrängt, Knie angewinkelt. 

Ich hätte dir davon abgeraten. Von dem allem. Von der dummen Rolle. Von den dummen Sätzen, die du sagtest; in schwarz verewigt. Von den Kleidern, die du trägst. 

Deine Haare sind länger. Idiotisch. Dir standen kurze Haare. Ich mochte, wie sich meine Hand auf ihnen anfühlte, mein Mund. 

Ich kann nicht aufhören daran zu denken wie furchtbar idiotisch das alles ist. Wie laut das Schicksal wahrscheinlich gerade lacht. 

Und auch wenn ich will, dass sich das Papier in meiner Hand zerstört, so kann ich es doch nicht über mich bringen, es zu zerreißen. 

Ich möchte einfach nur aufstehen, raus rennen, in ein Taxi steigen und auf gut Glück zum verdammten Theater fahren. Zu dir.

Dich wieder in meine Arme schließen und alles danach vergessen, am davor anknüpfen. Das während für immer verbannen. Dein verletztes Gesicht ausblenden. Deine Schreie vergessen.

Du starrst mich immer noch vom Papier aus an. Grau und deine Augen, dein Haar, dein Lachen. Ich möchte dich aus dem Papier reißen. Dich umarmen. Ersticken.

Ich tippe nervös mit dem Fuß auf den Boden, starre dich an. 

Verdammter Zeitungsartikel. Verdammtes Foto. Verdammtes Stück.

Ich verstehe nicht ganz, wieso du dieses Stück ausgewählt hast.

Ein Mädchen. Jung. Dumm. Unerfahren. 

Du. Wild. Lautes Lachen. Freude.

Freundschaft. Lauteres Lachen. Krieg. Nicht passend.

Ganz und gar nicht. Ein Puzzlestück, was sich nicht mit dem dir in meinem Kopf vereinbaren lässt. 

Etwas an dem während hat dich verändert. Hat dich mir entrissen, alles kaputt gemacht.

Ich sage mir, dass es an dem Druck und den nicht kommunizierten Gefühlen liegt, einfach nur, um nicht sagen zu müssen, dass es an mir liegt. An mir und dem Weggehen. An dem dich-alleine-lassen.

 Deine Schreie wirken näher. Dein Blick anklagend. Mein Name in meinem Kopf. Deine Stimme. Immer und immer wieder. 

Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Court-

Ich drücke mich mehr in die Ecke des Zugabteils und umklammere meinen Fuß. Halt still.

Mein Name. Das Echo. Deine Stimme. Die Geräusche des Zuges. Dein Gesicht.

-ney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Co-

Dein verdammtes Gesicht. Aufgelöst. Verzweifelt. Wütend. So unglaublich verletzt.

Schmerz in meinem Fuß. Meine Fingernägel, die sich in ihn bohren. Mein Blick aus dem Fenster. Überall hin, nur nicht zu dir vor dem grauen Hintergrund. 

Benzin für meinen ohnehin schon brennenden Kopf. Ich kann die Flammen riechen. Spüre, wie sich der Rauch in meinem Körper ausbreitet. Mein Blut verschmutzt und meine Sinne vernebelt. Da ist nichts anderes als du. 

Du kurz vor dem danach. Du im während. Dein Lachen im während. Deine rollenden Augen, immer noch blitzend mit Schalk, im während. Dein stockender Atem im danach

Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtney. Courtn-

Mein Körper schreit nach einer Zigarette, mein Herz nach dir. Und du nach mir. Zumindestens in meinem Kopf.

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